Meine DataViz-Held*innen (5/5): Rolf Hichert – ein Mann für gewisse Standards
Zum Schluss zu dem Einzigen mir persönlich bekannten Held der Datenvisualisierung: Rolf Hichert. Ganz klar – ohne ihn gäbe es die graphomate GmbH nicht.
Die Geschichte ist einfach zu schön: Ich sollte 2009 ein Stapeldiagramm in Excel realisieren und das klappte so gar nicht. Mein damaliger Vorgesetzter setzte das Chart letztlich dann mit eingefärbten Excel-Zellen unterschiedlicher Höhe um … echt jetzt! 🙂
Für mich nicht tragbar: ich hatte mich schon intensiv mit dem Thema “Visualisierung von Informationen” auseinandergesetzt und mein Ehrgeiz war geweckt.
Also begab ich mich auf die Suche nach Lösungen und fand nach einiger Recherche Rolfs Kurs “Geschäftsdiagramme mit Excel nach den SUCCESS-Regeln gestalten”. Meine Teilnahme an diesem Kurs sollte mein Leben komplett verändern …
Zunächst aber: Wer ist eigentlich Rolf Hichert?
Wie soll es anders sein: wieder ein Ingenieur, kein Kaufmann.
Rolf arbeitete nach seinem Maschinenbau-Studium bei der Fraunhofer-Gesellschaft und bei McKinsey.
Er entschied sich jedoch gegen eine “Corporate-Karriere” und wirkte als Professor an den Fachhochschulen Konstanz und Eberswalde.
1986 war er Mitgründer und Geschäftsführer der MIK AG – einem frühen Anbieter von Reporting-Lösungen.
Ab 2004 begann er sich intensiver mit dem Thema Geschäftskommunikation zu beschäftigen und begab sich auf eine Mission: Berichte und Ihre Bestandteile sollten wie Musik-Partituren oder Schaltpläne ohne Legende verstanden werden können. Es galt also, die Controller dieser Welt von den Vorteilen einfacher, standardisierter Berichte und Dashboards zu überzeugen.
Nach jahrelanger Strukturierungsarbeit veröffentlichte Rolf 2008 in der Tradition von Playfair, Brinton und Tufte das erste SUCCESS-Poster mit 98 Regeln unterteilt in 7 Teil-Bereiche.
Diese Poster hängt heute tausendfach in deutschen Büros.
2013 wurden die SUCCESS-Regeln zu den International Business Communication Standards und mit Aussicht auf seinen wohlverdienten Ruhestand hat Rolf sein gesamtes geistiges Eigentum der IBCS-Association übertragen. Diese kümmert sich nun um die Fortentwicklung und Verbreitung der Standards.
Kurz zurück zu meinem Kurs 2009. Wie kann ein Zwei-Tages-Kurs alles in Frage stellen?
Nun, ich fühlte mich wie einer Gehirnwäsche unterzogen. Zum einen machte ich damals als Berichtsersteller so ziemlich alle Fehler, die es nach SUCCESS zu vermeiden gilt. Zum anderen schien es nahezu unmöglich auch nur in Ansätzen die SUCCESS-Regeln mit BI-Tools umzusetzen. Die Idee war geboren: Ich wollte eine Visualisierungssoftware entwickeln, die SUCCESS out-of-the-box umsetzt.
Ich kündigte meinen Job, suchte mir Partner und das Ergebnis ist die graphomate. Damit wurden wir die erste, nach den IBCS zertifizierte Software. Und haben uns seit unserer Gründung 2010 stetig weiterentwickelt: mittlerweile sind unsere Visualisierungs-Addins für die SAP Analytics Cloud (SAC), Power BI, Tableau und MS365 verfügbar.
Besonders die UNIFY-Regeln haben sich zu so etwas wie dem Markenkern der IBCS entwickelt – klar: es geht um Standardisierung. Die Grundidee ist eigentlich unspektakulär: Ähnlich wie Notensysteme von Musikern weltweit gelesen werden können, ist es das Ziel der IBCS, Berichte und Berichtsobjekte zu standardisieren.
Ein erster Ansatz ist, Szenarien wie Ist-, Plan- und andere Werte unternehmensweit einheitlich abzubilden:
Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit benötigen Diagramme keine Legende mehr und werden von allen Empfänger*innen verstanden.
Ein Ansatz, der sich durchgesetzt hat. Auch Dank des empfehlenswerten Buches “Gefüllt, gerahmt, schraffiert – Wie visuelle Einheitlichkeit die Kommunikation mit Berichten, Präsentationen und Dashboards verbessert” von Rolf Hichert und Jürgen Faißt.
Einige Unternehmen gehen jedoch weiter und verknüpfen mit verschiedenen Diagrammen einzelne Kennzahltypen:
Warum nicht immer ein Nadeldiagramm zur Visualisierung von “Kopfzahlen” verwenden? Das wird visuell sofort deutlich …
Auf jeden Fall können wir alle diese Anforderungen mit unserer graphomate suite erfüllen – und zwar unabhängig vom BI Werkzeug: Unsere charts, matrix, bubbles und pictograms funktionieren in der SAP Analytics Cloud, in Power BI und in Tableau sowie in MS365 gleich.
Mit diesem Beitrag endet meine fünfteilige Blogserie über meine Held*innen der Datenvisualisierung. Ich gestehe, nicht alle “Heldentaten” waren mir zu Beginn meiner Auseinandersetzung mit dem Thema “Visualisierung” 2008 präsent.
Einige lernte ich erst in den letzten 10 Jahren kennen – lebenslanges Lernen eben … 😉
Aber es bleibt ein spannendes Thema!
May good visuals be with you
Lars
This file is licenced under the Creative Commons-Licence.