Visualisierung: Air Berlin – Sturzflug in die roten Zahlen

Air Berlin mit Bahn-Flugchef Mehdorn an der Spitze streicht die Verbindung Hamburg – Zürich. Schade, denn diese Strecke bin ich dann doch mal geflogen. Eine gute Gelegenheit sich kurz mit den Zahlen von Air Berlin zu beschäftigen – tabellarisch und alternativ dazu grafisch aufbereitet.

Angeblich ist die Strecke Hamburg – Zürich nicht rentabel. Schuld ist natürlich die Luftverkehrssteuer, die Inlandsstrecken besonders belastet, diese unattraktiv macht und damit Arbeitsplätze an Flughäfen vernichtet. Zürich? Inlandsflug? Außerdem wird diese Relation – wie auch die gestrichene Verbindung nach Barcelona – laut Flughafen Hamburg noch von anderen Fluggesellschaften erfolgreich angeflogen werden.

Air Berlin geht es nicht gut und das schon seit Jahren. Dabei hatte Air Berlin im Januar dieses Jahres mit 1.650 Starts die meisten Starts in Deutschland und damit einen Marktanteil von fast 50% – Quelle.

Bereits im November letzten Jahres analysierte Patricia Döhle von Brand Eins – meinem ausgewiesenen Lieblingswirtschaftsmagazin – in der Rubrik „Blick in die Bilanz“ die Zahlen von Air Berlin sehr eindrucksvoll:

Geniale Analyse: Bilanzlesen für Jedermann!
Mir gefällt der Ansatz Text und Zahlen zusammen zu bringen. Aber ich bin überzeugt, dass eine Grafik sehr viel besser und schneller verstanden wird als eine Tabelle – vgl. hier mein Plädoyer für die grafische Abbildung von Daten.

Ich will an dieser Stelle gar nicht auf die Inhalte eingehen. Da ich mich jedoch recht ausgiebig mit der Visualisierung von Geschäftsdaten beschäftige, war es mir ein Versuch wert, die Tabellen durch Grafiken zu ersetzen:

Trends und Zusammenhänge sind auf Basis von Diagrammen deutlich schneller zu erkennen. Zumal ich durch die Hervorhebungen und Abweichungsdarstellungen dem Leser zusätzliche Informationen zeige. Er muss nicht selber rechnen!
Diese Art der Visualisierung geht zu Lasten des authentischen „Touch“ der Bilanztabellen. Mich verwirrt es allerdings immer wieder, wenn in Geschäftsberichten die zeitliche Entwicklung von Kennzahlen von rechts nach links abgebildet wird.

Bleibt die Frage, warum es Air Berlin denn nun so schlecht geht. Personalkostenquote und Auslastung sind zu anderen „Günstig“-Airlines durchaus vergleichbar. easyJet fährt jedoch seit Jahren saftige Gewinne ein – auch nach der Einführung einer Luftverkehrssteuer in Irland und England sowie etlichen Akquisitionen.

Vielleicht ist dann doch ein ominöser Leasing-Deal zwischen Air Berlin und TUI maßgeblich für die Misere: Ende 2009 vereinbarte der damalige Vorstandsvorsitzende Hunold mit dem TUI-Konzern die Anmietung von 14 Flugzeugen samt Crew. Das kostet Air Berlin wohl über 100 Mio. Euro jährlich und zwar auch dann, wenn die geleasten Flieger gar nicht eingesetzt werden.  Besonders brisant: Die TUIfly Piloten und Stewardessen verdienen bis zu einem Drittel mehr als die Air Berlin Kollegen. Das schürt Unruhe …Quelle: Der Spiegel 28/2012 – S. 72.

Armer Flugchef Mehdorn: Drakonische Sparmaßnahmen führen zum Verzicht auf Kekse und Kaffee bei Besprechungen und alle internen Dokumente gibt es nur noch in langweiligem schwarz-weiß. Aber den Leasing-Vertrag mit TUI als teure Altlast unangetastet lassen  – macht das Sinn? Eine gute Nachricht gab es ja heute zu seinem 70. Geburtstag: Sein Gegenspieler TUI-Chef Frenzel hört schon ein Jahr vorher auf. Hier eröffnet sich wohl neuer Verhandlungsspielraum.

Bleibt zu wünschen, dass es wenigstens heute Geburtstags-Kekse und Kaffee bei Air Berlin gab.

Schöne Sommertage,

Unterschrift

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