Visualisierung: das Bikini-Chart

Es ist heiß, sehr heiß und der Bikini erfreut sich wieder zunehmender Beliebtheit. Zeit sich mit dem Bikini Chart näher auseinander zu setzen.

Ein Blogbeitrag auf eagereyes mit dem Titel „The Bikini Chart“ aus dem letzten Jahr, geht mir nicht aus dem Kopf. Robert Kosara diskutierte in diesem Post eine Visualisierung zur Entwicklung des Arbeitsmarktes in den USA über zwei Jahre:

Quelle: http://eagereyes.org/blog/2012/bikini-chart

Das Chart zeigt die monatlichen Arbeitsplatzverluste (job losses) während des letzten Jahres der Bush Administration und des ersten Jahres mit Obama im Amt von Dezember 2007 bis Januar 2010. Ein recht aussagekräftiges – und politisch gut nutzbares – Diagramm mit wenig Dekoration: einzig die farbliche Unterscheidung in den Säulen zwischen der Bush (rot)und Obama (blau) – sowie eine Skala. Allerdings ist die Farbgebung sehr gekonnt: Betrachtet man das Rot genauer, erkennt man einen Verlauf zu einem sehr dunklen Rot. Demgegenüber wirkt das helle Obama-Blau sehr fröhlich. Das Erscheinungsbild des Diagramms – Stalaktiten-ähnliche Säulen im 4. Quadranten – brachte dem mit viel Aufmerksamkeit bedachten Chart den Spitznamen „Bikini Chart“ ein.

Die Aussage ist klar: Während der Obama-Regierung sind die Arbeitsplatzverluste zurückgegangen! Aber nichtsdestotrotz sinkt die Zahl der Arbeitsplätze in den USA in diesem Zeitraum immer noch. Ein Umstand, der nicht direkt sichtbar wird, da es sich ja um die Darstellung der absoluten Veränderung eines Monats zum Vormonat handelt. Die Tatsache, dass immer noch mehr Menschen Ihren Job verlieren als eingestellt werden, wird gekonnt verschleiert.

Ich bin ein großer Fan der Visualisierung von Veränderungen – sowohl absolut als auch prozentual. Die Abbildung von Plan-Ist Abweichungen schafft Kontext, der das Verständnis und die Interpretation der Basisdaten erleichtert.
Unsere addons für Design Studio und Dashboards ermöglichen die Abbildung von Abweichungen per Knopfdruck. Positiv bewertete Veränderungen werden grün und schlecht bewertete Veränderungen werden rot eingefärbt. Ich finde es jedoch wichtig, Veränderungen in ihrem Kontext zu zeigen. Erst in Verbindung mit den zugrunde liegenden Basisdaten wird der Betrachter umfassend informiert. Hier ein Re-Design des Bikini Charts mit SAP BusinessObjects Dashboards und dem graphomate charts addon:

Ich habe bewusst auf die korrekte Skalierung der Linie verzichtet. Es geht mir um eine Trenddarstellung und nicht die Vergleichbarkeit mit dem Bikini Chart darüber. Nach der „reinen“ Lehre ein Unding …

Glücklicherweise hat sich die positive Entwicklung auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt fortgesetzt. Mit der Folge, dass das Bikini Chart nicht länger Bestand hatte – Schade:

Quelle: http://mashedpotatobulletin.com/2012/02/07/the-daily-scoop-obama-job-creation/

Mir kommt beim Betrachten der negativen Säulen eine Eselsbrücke von Max Goldt zur Unterscheidung von Stalagmiten und Stalaktiten in den Sinn: „Was machen Mieten? Sie steigen. Den Rest spar ich mir!“.
Ich habe es nie wieder vergessen 😉

Weiterhin schöne Sommertage,

Unterschrift

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