Visualisierung: Der Versuch einer Einordnung

Zwei Blogbeiträge, eine Linkedin Diskussion und ein flickr-Bild zeigten mir deutlich, dass der Begriff „Visualisierung“ und seine Trabanten recht unterschiedlich verwendet werden. Hier meine Sicht auf die Dinge.

Zunächst wurde ich durch eine Diskussion auf Linkedin auf die Problematik aufmerksam. Es folgte ein für mich recht wirrer Blogbeitrag auf FlowingData über „die vielen Worte zu Visualisierung“. Die Replik auf eagereyes brachte für mich Licht ins Dunkel und untermauerte meine eigenen Vorstellungen.

Zunächst einmal ist Visualisierung nicht anderes als die grafische Abbildung abstrakter Daten und Zusammenhänge. So ähnlich auch in wikipedia nachzulesen. Dies geschieht mit dem Ziel Einsichten, Muster, Strukturen und Trends zu erkennen und Wissen abzuleiten. Wie sich nun die weiteren  (Sub-)Begriffe um Visualisierung für mich abgrenzen, habe ich in nachfolgendem Schaubild aufgezeigt.

Abb. 1: Begriffe rund um das Thema Visualisierung

Ich habe die Begriffe aus dem Englischen übersetzt. Hier spricht man von data visualization und information visualization. Visual analytics hat meines Wissens kein sinnvolles Pendant im Deutschen.

Wenn es um die Erstellung von Dashboards, Berichten und Präsentationen geht, bewegen wir uns auf der Ebene der Geschäftskommunikation, die ich der Informationsvisualisierung zuordne. Warum? Weil wir nur noch selten auf – originäre – Daten zugreifen, sondern meist auf Informationen. Der Unterschied? Informationen sind bereits adressatengerecht aufbereitet und liegen – hoffentlich – leicht abfragbar in einem „single-point-of-truth“. Technisch meist ein Data Warehouse. In der Geschäftskommunikation werden viele Diagramme und Tabellen, gelegentlich Landkarten und Organigramme, immer Kommentare verwendet. Ziel ist die schnell erfassbare Abbildung von Informationen zur Ableitung von Wissen und damit zur Entscheidungsunterstützung.
Das von uns mit den graphomate Addons für Xcelsius umgesetzte SUCCESS-Konzept zeigt die Regeln, wie man das richtig gut hinkriegt.

Ich finde, es gibt schöne Infografiken (infographics), aber Sie dienen meines Erachtens nicht denselben Zielen wie die Geschäftskommunikation. Sie erzählen eine Geschichte, haben vielleicht auch eine Botschaft, doch häufig steht die künstlerische Gestaltung im Vordergrund: Illustrationen, Piktogramme und Graphen werden häufig verwendet. Wahrscheinlich der Grund, dass in Print- und „neuen“ Medien häufig Infografiken zu finden sind. Aussagekräftige Informationspräsentation wäre wohl zu schlicht, zu einfach und zu wenig sexy. Schade, aber es gibt Ausnahmen: Diese richtig gute Infografik visualisiert den Schuldenberg der USA.

Auf Flickr fand ich diese schöne – ironische? – Zusammenstellung zum Thema Infografiken:

Abb. 2: Most Popular Infographics

Zu guter letzt: Datenvisualisierung und Visual Analytics gehören für mich in die wissenschaftliche Sphäre. Die Datenmengen die hier visualisiert werden, passen in keine Exceltabelle. Dashboarding als Visual Analytics zu bezeichnen, ist ziemlich unverfroren. Mein Lieblingsbeispiel für „Data Visualization“ ist die Visualisierung der Verbreitung eines Tweets über Twitter vom Max Planck Institute for Software Systems in Saarbrücken – ganz große Kunst:

Abb. 3: Verbreitung eines Tweets über Twitter

Spannend: der komplette rechte Ast beginnt bei dem einen rot umrandeten Tweet! Was für ein(e) Meinungmacher(in)!

Die beschriebenen Definitionen stellen einzig meine Sicht auf die Dinge und einen Versuch dar, etwas Struktur in die Materie zu bringen. Einen wissenschaftlichen Anspruch hege ich nicht, aber vielleicht teilt diese Ansichten der eine oder andere.

The best, Lars

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